Back Down to Earth


[Buchrezension] Im Bann des Dunklen - Kat Martin

Irgendetwas zwang Genny, näher zu treten. Sie wollte es nicht tun und versuchte, sich zurückzuhalten. Teils irritierte sie die Reglosigkeit und die Blässe des Mannes, teils ließ der Anblick sie merkwürdig kalt. Die zierliche Frau im rosa Seidenkleid stand nur da und starrte die Gestalt an, die so reglos auf dem dicken Federbett lag. Die Hände des Mannes waren ebenso bleich wie seine Wangen, die Augen geschlossen, seine Lippen bläulich.
In diesem Moment wusste Genny, dass er tot war.
Sie wusste, dass es der Ehemann der schwarzhaarigen Frau war.
Und dass die Frau ihn umgebracht hatte.

Inhalt:
Seit der Ermordung ihres Ehemanns vor zwei Jahren wird Genny von fürchterlichen Alpträume einer mehr als grausamen Frau gequält. Sie weiß nicht, was sie mit ihr zu tun hat und fürchtet sich davor, sie immer und immer wieder zu sehen, doch sie kann nichts dagegen tun. Eines Nachts wandert sie schlaflos am Strand entlang und entgeht nur knapp einer Vergewaltigung - aufgrund des Eingreifens von Jack Brennen, einem mehr als attraktiven jungen Mann. Die beiden fühlen sich sofort zueinander hingezogen, doch gleichzeitig werden Gennys Alpträume immer schlimmer - bis sie sich fragt, ob diese und Jack in einer Verbindung zueinander stehen...

Die Buchaufmachung:
Ich muss ehrlich zugeben, bisher bin ich noch nicht hinter die Bedeutung der Statue auf dem Cover gekommen. Sie vermittelt gemeinsam mit dem dunklen Grün und den weißen Schwaden des Hintergrunds zwar sehr gut die düstere und geheimnisvolle Stimmung des Buches, hat aber ansonsten eher gar keinen Sinn. Obwohl ich mir auch nicht sicher bin, wie man den Inhalt ansonsten gut in einem Cover hätte darstellen können...

Meine Meinung:
Eigentlich bin ich nicht der Typ, der gerne Bücher über Träume liest. Oft enttäuschen mich diese stark, außerdem gibt es davon hunderte. Doch irgendetwas hat dieser Roman an sich, das anders ist und das mich einfach in seinen Bann gezogen hat.

Der Anfang gestaltet sich ganz langsam. Der Leser erfährt die Umstände um den Tod von Gennys Ehemann, ihre Maßnahmen, um nicht mehr diese schrecklichen Alpträume zu haben und ihr Leben, das sehr eintönig und traurig geworden ist seit dem Vorfall. Doch ab circa Seite 50 nimmt die gesamte Geschichte zum ersten Mal an Fahrt auf, denn Jack und sie begegnen sich. Sofort war ich von der Anziehung gefesselt, die es deutlich bemerkbar zwischen den beiden gab. Zwar sind sie beide anfangs noch etwas kühl und fremd miteinander, aber schon kurz danach tauen sie auf und ihre Beziehung, die schwieriger ist als es anfangs den Anschein hat, bekommt sichtlich Wärme. Trotzdem wirkte sie manchmal, als bestünde sie nur aus Sex, und das fand ich etwas schade.

Jack ist ein Charakter, bei dem man sehr zwiegespalten ist. Einerseits rettet er Genny vor einer Vergewaltigung, lässt sich auf sie ein und ist ziemlich süß und sexy. Und dann wieder benimmt er sich einfach so unglaublich mies, dass einem der Atem stockt, er wird zum echten Macho und läuft immer und immer wieder vor seinen Gefühlen weg. Das war auch etwas, was mich nach einiger Zeit echt genervt hat - dass er seine Zuneigung schlicht und einfach nicht akzeptieren konnte. Nach dem dritten Mal, dass er flüchtet und sich so bescheuert verhält, konnte ich einfach nur noch den Kopf schütteln.

Genny dafür ist eine Protagonistin, die mir durch und durch sympathisch war. Sie hat viele Probleme, aber sie lässt sich ihren Lebensmut, ihre Güte und ihre Aufrichtigkeit nicht nehmen. Sie hat ein großes Herz und das zeigt sie auch, was mich manchmal sehr berührt hat. Allerdings bricht sie auf den 500 Seiten auch ungefähr vierzigmal in Tränen aus, und das war mir doch ein wenig zu viel des Guten. Zwischenzeitlich hatte ich das Gefühl, dass sie gar keinen Anlass mehr braucht, um zu weinen. Damit hätte meiner Meinung nach etwas gespart werden können.

Die Story selbst gefällt mir vom Aufbau sehr. Auch die eingeschobenen Traumsequenzen habe ich gern gelesen, auch wenn sie oftmals recht brutal waren. Sie waren jeweils nicht so lang, dass ich mich langweilte, aber lang genug, um immer mehr zu offenbaren und zu erzählen. Damit wird die Spannung wirklich sehr gut aufrecht erhalten und auch immer weiter gesteigert. Zwar ahnt man als Leser schon die ganze Zeit etwas, dadurch, dass im Grunde nur noch eine Möglichkeit offen bleibt. Trotzdem bleibt es spannend.

Kat Martin scheint sehr genau über die Hintergründe ihres Romans recherchiert zu haben. Sie kann nicht nur den Tag auf einem Schiff sehr authentisch beschreiben, sondern auch die verschiedenen Geräte, Räume und Arten. Ebenso sind ihre Erklärungen über das britische England, die Kolonialzeit und die Sklaven ausführlich, aber gleichzeitig gut zu verstehen und kommen nicht zu häufig vor, sodass sie nicht dominieren. So fühlt sich der Leser nie im Stich gelassen.

Die Auflösung letztendlich ist wunderbar gelungen. In diesem Moment habe ich regelrecht die Luft angehalten und sie erst wieder von mir gegeben, als ich wusste, was es nun mit Gennys Alpträumen auf sich hatte. Schließlich habe ich die gesamte Zeit über alles, was sie empfunden hat, mit ihr nachempfinden können, da wollte ich natürlich auch eine schlüssige Aufklärung. Ich muss sagen, ich bin sehr zufrieden mit dem, was sich die Autorin hier überlegt hat und hätte es mir auch nicht anders gewünscht.

Im Grunde fehlte mir aber im Buch der große Showdown. Natürlich passiert nach Gennys Erkenntnis noch etwas, aber der letzte spannende Part hatte doch recht wenig mit ihren Alpträumen zu tun. Zwar ist alles auf die Person zurückzuführen, die am Ende fast eine Katastrophe auslöst, trotzdem wirkte mir das doch etwas weit hergeholt und unglaubwürdig. Ohne diesen Teil wäre der Roman meiner Meinung nach besser ausgekommen - aber vielleicht sehe auch nur ich das so.

Fazit:
"Im Bann des Dunklen" hat mich wirklich in den Bann geschlagen und gefesselt, der Showdown allerdings hat mir etwas gefehlt - und den erwarte ich in einem Thriller einfach. Das Paar des Buches allerdings hat mir sehr gefallen und die Story ebenfalls, weswegen ich ein paar sehr unterhaltsame und aufregende Stunden hatte.


Das Buch auf der Verlagswebsite: Klick

Mein Dank dem Verlag für das Rezensionsexemplar!

http://mira-taschenbuch.de

  4 Kommentare:

  1. Schöne Rezension :)
    Das Buch klingt eigentlich recht toll - werde ich wohl mal auf meine Liste setzen ;)

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  2. Kannte das Buch vorher überhaupt nicht, aber du hast es mir echt schmackhaft gemacht. Klingt wirklich gut. Super Rezension.

    Liebe Grüße, Diti

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  3. Durch deine tolle Filmrezension kam ich erst auf das Buch ;) Der Film läuft leider nicht bei mir in der Nähe und so werde ich ihn wohl nicht schauen können - leider! Weil er echt so gut klingt.

    Ich hoffe ja auch, dass ich mir mal eines der Bücher zulegen kann. Fragt sich nur, woher das ganze Geld nehmen? ;) Aber alles zu seiner Zeit.^^

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  4. Hallo Sonne,

    es ist die Schriftart Lobster :)

    LG Saendra

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Die Bloggerin

Kittyzer, 22 Jahre alt, früher als Sonne bekannt. Gebürtige Niedersachsin, die für die Arbeit nach Rheinland-Pfalz gezogen ist. Schreibt über Bücher, Filme, Serien und Mainz. Um mehr zu erfahren, → klicke hier

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